Wie GFK deine Konflikte in der Arbeit löst

Wie GFK deine Konflikte in der Arbeit löst

Weißt du, was GFK ist?

Kleiner Tipp: Es geht nicht um Glasfaser-Kunststoff in diesem Fall.

Ich habe das vor ein paar Jahren auch nicht gewusst: GFK steht für Gewaltfreie Kommunikation und ist eine wahnsinnig hilfreiche Methode, um besser zu kommunizieren. „Besser“ heißt in dem Fall: Du erreichst leichter, was du möchtest, aber nicht auf Kosten des anderen, sondern ihr beiden bekommt, was ihr gerade braucht. Klingt gut, oder?

Ich kann mich noch erinnern, wie ich einmal einen schwierigen Telefon-Call mit Kollegen unserer gemeinsamen Genossenschaft hatte. Es ging um ein konfliktreiches Thema und die Gefahr war groß, dass wir uns in Vorwürfe verstricken würden. Wir haben dann den Call begonnen mit der Intention, die vier Schritte der GFK zu verwenden und immer über uns selbst und unsere Bedürfnisse zu sprechen. Und was soll ich sagen? Es war so berührend, gemeinsam unsere Schwierigkeiten zu spüren und zu teilen!

Wie also kann dir GFK helfen?

Ich möchte hier drei Beispiele mit dir teilen, wie ich selbst von der GFK bisher in meinem Arbeitsumfeld profitiert habe. Legen wir los:

  1. Die klassischen vier Schritte:

Die wahrscheinlich wichtigste Grundlage der GFK sind die sogenannten vier Schritte. Diese Schritte geben dir ein Gerüst an die Hand, das dir hilft, wenn du zum Beispiel jemandem anderen mitteilen möchtest, dass etwas, was er getan hat, dich total genervt hat und er das doch in Zukunft bitte anders machen soll.

Noch allgemeiner geben dir die Schritte ein Gerüst, schwierige Emotionen mitzuteilen, ohne dass du mit einem Gegenüber darüber in einen Streit gerätst.

Ich gebe dir ein Beispiel: Du hast einen Bericht geschrieben und dein Kollege hat diesen überarbeitet und darin die Teile, bei denen du dir besonders viel Mühe gegeben hast, komplett rausgestrichen, ohne dir einen guten Grund zu nennen. Du möchtest nun einerseits deinen Ärger ausdrücken und andererseits erreichen, dass er in Zukunft anders handelt. Du könntest jetzt also hingehen und ihm so richtig deine Meinung sagen. Bringt das was, um dein Ziel zu erreichen? Wahrscheinlich wenig, oder?

Was also sind diese vier Schritte? Die vier Schritte sind:

  1. observation (Beobachtung)
  2. feeling (Gefühl)
  3. need (Bedürfnis)
  4. request (Bitte)

Mit den vier Schritten der GFK würdest du das also so aussprechen:

  1. „Ich habe gesehen, dass du in meinem Bericht viele Teile rausgenommen hattest und zwar insbesondere dort, wo ich mir viel Mühe gegeben hatte. Gleichzeitig habe ich in deinen Kommentaren keinen Grund dafür ersehen können.“
  2. „Ich habe mich beim Durchlesen etwas übergangen gefühlt und gleichzeitig fühlt es sich nicht gut an, wenn meine Arbeit scheinbar nicht wertgeschätzt wird.“
  3. „Das Bedürfnis, dass ich generell in meiner Arbeit habe, ist, beim Zusammenarbeiten einbezogen und gesehen zu werden und mich in meiner Arbeit gewertschätzt zu fühlen.“
  4. „Ich wollte dich fragen, ob es möglich ist, dass wir in Zukunft gemeinsam besprechen, wie ein Bericht aussehen soll, damit wir unnötige Arbeit vermeiden.“

Wie klingt das für dich?

OK, ich kann verstehen, wenn das teilweise vielleicht etwas steif klingt. Du kannst das natürlich auch anders formulieren. Ich wollte dir hier nur klar machen, um was es hier geht.

Die Wirkung von dieser Art von Formulierung ist auf jeden Fall sehr stark. Du drückst genau aus, was du möchtest, damit es in Zukunft besser geht und zwar in einer Art und Weise, die für den andern sehr verständlich ist. Gleichzeitig sind deine Formulierungen so neutral, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass der andere darüber ärgerlich wird und ihr in einen Streit geratet.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er deine Bitte annimmt und sich in Zukunft anders verhält, ist demnach sehr viel größer, als wenn du es anders mitteilen würdest. Und gleichzeitig mag ich diese Methode sehr, weil das Ganze nicht manipulativ ist und versucht, den anderen aufs Kreuz zu legen, sondern wirklich für euch beide von Nutzen ist.

Was ich auch sehr gerne mache, ist, vor diese vier Schritte noch ein positives Feedback zu setzen. Zum Beispiel „Weißt du, es hat Spaß gemacht, mit dir zusammen den Bericht zu verfassen und ich bin froh, dass wir das gemeinsam geschafft haben. Gleichzeitig habe ich noch eine Bitte…“

Du wirst nicht glauben, was dieser positive Einstieg für einen Unterschied macht! Der ist wirklich magisch. Gleichzeitig funktioniert er nur, wenn du es ernst meinst mit dem positiven Feedback. Also, nicht betrügen!

  1. Die Wichtigkeit von Bedürfnissen und über diese zu sprechen

Die zweite Sache, die ich von GFK gelernt habe, ist, wie wichtig Bedürfnisse sind. Die eigenen, und die der anderen.

Auch hier wieder ein Beispiel:

Dein Chef möchte, dass du in Zukunft auch am Wochenende erreichbar bist und auf E-Mails antwortest. Und du hast natürlich keine Lust darauf, weil du merkst, dass du am Wochenende deine Ruhe brauchst. Wenn du hier direkt in eine Diskussion einsteigst, ist die Gefahr groß, dass ihr einfach zwischen A und B verhandelt. Entweder du gibst irgendwann nach und dein Chef gewinnt oder umgekehrt. Keine schöne Situation, oder?

Jetzt kommt wieder GFK ins Spiel.

Du versetzt dich in die Lage von deinem Chef und merkst, dass seine Bitte, du mögest jetzt am Wochenende erreichbar sein, daher kommt, dass eure Kunden in letzter Zeit einige Male unzufrieden waren, weil eure Antwort mehrere Tage auf sich hat warten lassen. Du fragst dich jetzt weiter: Warum ist meinem Chef so wichtig, unsere Kunden zufriedenzustellen? Und du kommst vielleicht darauf, dass eure Kunden sehr wichtig sind für euer Geschäft und dass dein Chef persönlich Schwierigkeiten bekommt, wenn euch Kunden abspringen. Man könnte also sagen, dass es letztlich sein Bedürfnis nach Sicherheit und einer verlässlichen Struktur im Arbeitsumfeld ist.

Was bringt dir das nun?

was bringt dir sehr viel. Du kannst jetzt, wenn du mit deinem Chef sprichst, direkt an seinem Bedürfnis anknüpfen. Du steigst also in das Gespräch nicht ein mit den Details eures Wochenendarrangements, sondern du steigst zum Beispiel folgendermaßen ein: „Du hast mich gebeten, in Zukunft am Wochenende erreichbar zu sein. Ich weiß auch, dass unsere Kunden schon einige Male unzufrieden waren mit unserer Reaktionszeit in letzter Zeit. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich ganz schön stressig ist, wenn sich die Kunden wiederholt über unsere Langsamkeit beschweren. Letztlich sind sie ja sehr wichtig für uns alle und ich kann mir gut vorstellen dass diese Verantwortung auch manchmal schwer auf deinen Schultern lastet. Und ich möchte gerne so gut ich kann unterstützen, dass wir unseren Kunden den besten Service bieten.“

Dann kannst du zum Beispiel sagen: „Das komplette Wochenende erreichbar zu sein ist leider momentan für mich sehr schwierig, weil (…). Auf der anderen Seite kann ich dir aber gerne anbieten, dass ich … (Zum Beispiel am Freitagabend noch mal alle Mails checke und beantworte, und gleich am Montag früh als erstes …)“.

Was hast du damit erreicht? Sehr viel! Dein Chef fühlt sich verstanden (…wir hoffen mal, du hast sein Bedürfnis richtig erfasst!) und dadurch abgeholt. Außerdem merkt er, dass du ihn ernsthaft unterstützen möchtest und fühlt sich nicht mit dem Thema alleine gelassen. Jetzt wird es ihm viel leichter fallen, auf einen deiner Vorschläge einzugehen oder zumindest mit dir in ein weitergehendes Gespräch einzusteigen.

Und auch hier: Rechne mit Wundern! Ich hatte schon sehr persönliche und schöne Gespräche, wenn ich meinen Chef oder Kollegen so direkt angesprochen habe.

Zusammenfassung:

Die Gewaltfreie Kommunikation hilft nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern sie kann dir auch in deiner Arbeit helfen, glücklicher zu werden. Und zwar dadurch, dass du mit den Menschen um dich herum so kommuniziert, dass ihr euch gegenseitig unterstützt, anstatt euch das Leben schwer zu machen.

Zum Abschluss, meine Frage an dich:

Hast du es ausprobiert? Wie hat es bei dir funktioniert? Ich freue mich auf dein Feedback hier im Kommentar.

Weiterführende Links:

 

Ich versuche diese Seite immer wieder zu updaten, sodass sie eine echte Referenz ist

2 Comments
  • Remo
    Posted at 17:46h, 30 Mai

    Hallo Tobias
    Besten Dank für diesen Blog. Ich habe kürzlich einen zweitägigen Einführungskurs in GFK absolvieren dürfen und bin begeistert von dieser Methode resp. Haltung.

    Als Neuling wüsste ich gerne, was du von meinen Input zum Report Beispiel hälst.
    1) Beobachtung – Formulierungen wie „mit viel Mühe“ und „ohnen Grund“ erachte ich persönlich bereits als wertend und nicht rein sachlich.
    2) Gefühle – „übergangen“ und „nicht wertgeschätzt“ erachte ich als Pseudo-Gefühl resp. eine Unterstellung.
    4) Bitte – „unnötige Arbeit“ ist eine persönlich Beurteilung, welche der Bitte abträglich sein könnte.

    Ich bin mir bewusst, dass ich hier das Haar in der Suppe gesucht habe, Als Neuling sind mir klare Beispiele sehr wichtig.

    Liebe Grüße
    Remo

    • Tobias März
      Posted at 07:53h, 31 Mai

      Hallo Remo,

      gut beobachtet! Ja das kann man durchaus so sehen.
      1) „mit viel Mühe“, „ohne Grund“ kann man m.E. schon reinnehmen, wenn klar ist, dass es die persönliche Sicht ist: Für MICH erschien die Mühe groß; ICH konnte keinen Grund ersehen. Wenn das klar ist, dass die Aussage subjektiv ist, dann ist es ok.
      2) „übergangen“, „nicht wertgeschätzt“ – Auch hier, wenn es klar ist dass das ein persönliches Gefühl und keine Beurteilung ist, finde ich es ok. Und ja, strenggenommen könnte man „bessere Gefühlsausdrücke“ finden wie „traurig, verunsichert“; aber solche fallen in einem Arbeitskontext noch schwerer…
      4) „unnötige Arbeit“ – Ja du hast Recht, das könnte man besser formulieren.
      In jedem Fall: Danke dir! Diese Art von Austausch lohnt sich!
      Herzliche Grüße, Tobias

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